Vorwort
Der Indoor-Anbau von Cannabis hat sich in den letzten Jahren rasant weiterentwickelt – und mit ihm die Technologie rund um erdlose Zuchtsysteme. Hydroponik zählt dabei zu den effizientesten und kontrollierbarsten Methoden überhaupt. Wer maximale Kontrolle über Nährstoffzufuhr, Wurzelentwicklung und Wachstumsgeschwindigkeit sucht, wird im hydroponischen Cannabisanbau die Zukunft finden. Doch was bedeutet Hydroponik konkret für deinen Grow? Welche Systeme eignen sich besonders für Cannabis? Und wie hoch sind Aufwand, Kosten und Nutzen im Vergleich zu klassischen Methoden?
In diesem Leitfaden erhältst du fundierte Informationen, praktische Empfehlungen und einen detaillierten Vergleich aller gängigen Hydro-Systeme – zugeschnitten auf den erfolgreichen Cannabisanbau.
Was ist Hydroponik im Cannabisanbau?
Hydroponik bedeutet, dass Cannabispflanzen ohne Erde gezogen werden. Die Wurzeln erhalten ihre Nährstoffe direkt über eine wasserbasierte Nährlösung, die alle benötigten Makro- und Mikronährstoffe enthält. Statt Erde kommen neutrale Substrate wie Blähton, Steinwolle oder Kokosfaser zum Einsatz.
Dank der präzisen Kontrolle über Wasser, pH-Wert, Nährstoffdichte und Sauerstoffversorgung entwickeln sich Pflanzen schneller, homogener und ertragreicher – perfekt für Indoor-Grows mit begrenztem Platz, aber hohen Ansprüchen.
Wie funktioniert Hydroponik bei Cannabis?
Das Herzstück jedes hydroponischen Grows ist ein Nährstoffkreislauf, bei dem Wasser und Dünger den Pflanzenwurzeln direkt zur Verfügung gestellt werden. Die Systeme unterscheiden sich in ihrer Funktionsweise, Zielgruppe und Wartungsintensität. Allen gemein ist: Die Sauerstoffzufuhr zu den Wurzeln muss gewährleistet sein – durch Luftsteine, Pumpen oder Zerstäuber. Je besser das Verhältnis von Nährstoffen zu Sauerstoff, desto vitaler die Pflanzen.
Die wichtigsten Hydroponik-Systeme für Cannabis im Überblick
Der Erfolg eines hydroponischen Grows hängt maßgeblich vom richtigen System ab. Nicht jedes Setup ist für jede Anbaufläche, jedes Budget oder jedes Erfahrungslevel geeignet. Im Folgenden stellen wir dir die fünf gängigsten Hydroponik-Systeme im Cannabisanbau ausführlich vor – mit Fokus auf Funktion, Vor- und Nachteilen, sowie der praktischen Anwendbarkeit im Home-Grow.
1. DWC – Deep Water Culture (Tiefwasserkultur)

Funktionsweise:
Beim DWC-System stehen die Pflanzen in Netztöpfen, die über einem Reservoir mit nährstoffreicher Wasserlösung schweben. Die Wurzeln wachsen direkt in das Wasser hinein. Eine Luftpumpe versorgt das Wasser permanent mit Sauerstoff, um Wurzelfäule zu verhindern.
Warum es für Cannabis funktioniert:
Cannabis reagiert extrem gut auf direkte Nährstoffverfügbarkeit. DWC ermöglicht durch konstante Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen ein explosionsartiges Wachstum in der vegetativen Phase sowie eine stabile Blütenentwicklung.
Vorteile:
- Einfacher Aufbau – ideal für Anfänger
- Schnelles Wachstum durch direkten Kontakt mit der Nährlösung
- Wenig bewegliche Teile, geringe Ausfallwahrscheinlichkeit
- Sehr kostengünstig in kleinen Setups
Nachteile:
- Wasser muss aktiv gekühlt oder klimatisch überwacht werden (Idealtemperatur: 18–21 °C)
- pH- und EC-Werte können schnell kippen
- Ständiger Strombedarf (Pumpe, Lüfter, Licht)
Typische Anwendung:
1–4 Pflanzen in einer Growbox oder als „Bubble Bucket“-System für Einzelpflanzen.
2. NFT – Nutrient Film Technique (Nährstofffilmtechnik)

Funktionsweise:
Ein flacher Wasserfilm mit Nährstoffen fließt kontinuierlich durch ein leicht geneigtes Rohrsystem, in dem die Netztöpfe mit den Pflanzen sitzen. Die Wurzeln hängen in der Luft und nehmen gleichzeitig Feuchtigkeit und Sauerstoff auf.
Warum es für Cannabis funktioniert:
Dieses System liefert Nährstoffe präzise und gleichmäßig. Es ermöglicht einen konstanten Austausch von Wasser, Nährstoffen und Sauerstoff – ideal für schnellwachsende Pflanzen mit starkem Nährstoffbedarf wie Cannabis.
Vorteile:
- Sehr effizienter Nährstoffeinsatz
- Optimaler Sauerstoffaustausch an den Wurzeln
- Gut geeignet für kurze Erntezyklen (z. B. SOG-Setups)
Nachteile:
- Pumpenausfall kann Pflanzen in kurzer Zeit schädigen
- Wurzelverstopfung oder Algenbildung in den Kanälen möglich
- Erfordert Erfahrung im Monitoring von Fließgeschwindigkeit, EC und pH
Typische Anwendung:
In Growräumen mit mehreren kleineren Pflanzen – z. B. „Sea of Green“-Strategien (SOG) mit schnellem Zyklus und kleinerem Ertrag je Pflanze.
3. Ebbe-Flut-System (Flood & Drain)

Funktionsweise:
Pflanzen stehen in einer Wanne mit Substrat (z. B. Blähton). In regelmäßigen Abständen wird die Wanne über eine Zeitschaltuhr mit Nährlösung geflutet, danach fließt das Wasser wieder vollständig ab. In den Trockenphasen ziehen die Wurzeln Sauerstoff.
Warum es für Cannabis funktioniert:
Die periodische Flutung simuliert natürliche Bewässerung, bei der die Wurzeln regelmäßig belüftet und mit frischer Nährlösung versorgt werden. Ideal für größere Pflanzen und Trainingstechniken wie SCROG (Screen of Green).
Vorteile:
- Robustes System, sehr gut für große Pflanzen geeignet
- Gute Sauerstoffversorgung durch wechselnde Feucht-/Trockenphasen
- Gleichmäßige Verteilung von Nährstoffen und Feuchtigkeit
Nachteile:
- Mechanisch komplexer (Pumpe, Timer, Rücklaufsystem)
- Risiko von Staunässe bei verstopften Abflüssen
- Höherer Wasser- und Energieverbrauch als DWC/NFT
Typische Anwendung:
Für mittelgroße bis große Grows mit Trainingstechniken, bei denen die Pflanze flächig wachsen soll (SCROG, LST).
4. Docht-System (Wick System)

Funktionsweise:
Ein passives System: Die Pflanzen stehen über einem Wasserreservoir, aus dem ein oder mehrere Dochte (z. B. aus Baumwolle oder Nylon) Feuchtigkeit in das Substrat saugen. Die Wurzeln erhalten so langsam und kontinuierlich Wasser mit gelösten Nährstoffen.
Warum es für Cannabis kaum geeignet ist:
Cannabis hat einen hohen Nährstoff- und Wasserbedarf. Docht-Systeme liefern nur sehr begrenzte Mengen – für Kräuter oder kleine Zimmerpflanzen gut, für Cannabispflanzen jedoch nicht ausreichend.
Vorteile:
- Keine beweglichen Teile, kein Strom notwendig
- Extrem einfache Handhabung
- Geringe Anschaffungskosten
Nachteile:
- Sehr langsame Nährstoffaufnahme
- Ungeeignet für mittelgroße bis große Cannabispflanzen
- Ungleichmäßige Versorgung bei mehreren Pflanzen
Typische Anwendung:
Für Testzwecke, Stecklingsbewurzelung oder Mikro-Grows mit schwachzehrenden Sorten (eher theoretischer Nutzen für Cannabis).
5. Aeroponik
Funktionsweise:
Die Wurzeln hängen frei in einer geschlossenen Kammer und werden regelmäßig mit feinem Nährstoffnebel besprüht. Hochdruckdüsen sorgen für eine extrem feine Tröpfchenverteilung, die sowohl Nährstoffe als auch Sauerstoff optimal bereitstellt.
Warum es für Cannabis (theoretisch) ideal ist:
Aeroponik vereint die Vorteile aller anderen Systeme – maximale Belüftung, präzise Nährstoffzufuhr, saubere Wurzelumgebung. Cannabis reagiert darauf mit extrem schnellen Wurzelentwicklungen und rekordverdächtigen Wachstumsraten.
Vorteile:
- Höchste Erträge bei perfekter Umsetzung
- Maximaler Sauerstoff- und Nährstoffeintrag
- Sterile, kontrollierte Umgebung
Nachteile:
- Sehr komplex und teuer
- Extrem anfällig bei Ausfällen (z. B. verstopfte Düsen)
- Erfordert umfassendes technisches Know-how
Typische Anwendung:
In professionellen Growanlagen oder bei wissenschaftlich begleiteten Projekten – nicht empfehlenswert für Heimgärtner ohne Erfahrung.
Kosten-Nutzen-Vergleich der Hydroponik-Systeme
| System | Anschaffungskosten | Wartung | Ertragspotenzial | Schwierigkeit | Strombedarf | Ideal für |
|---|---|---|---|---|---|---|
| DWC | Niedrig–Mittel | Gering | Hoch | Anfänger | Ja | Einsteiger-Growzelte |
| NFT | Mittel | Mittel | Hoch | Fortgeschritten | Ja | SOG-Setups, Kräuter |
| Ebbe-Flut | Mittel–Hoch | Hoch | Sehr Hoch | Fortgeschritten | Ja | Große Pflanzen, SCROG |
| Docht-System | Sehr Gering | Gering | Niedrig | Anfänger | Nein | Nicht empfehlenswert |
| Aeroponik | Sehr Hoch | Sehr Hoch | Extrem Hoch | Experte | Ja | Profianbau, Forschungsprojekte |
Benötigte Werkzeuge & Zubehör je Hydroponik-System
Je nach gewähltem Hydro-System unterscheiden sich nicht nur die Funktionsweise, sondern auch die benötigten Komponenten deutlich. Hier findest du eine strukturierte Übersicht für jede Methode – von DWC über Aeroponik bis hin zu Ebbe-Flut-Systemen.
1. DWC – Deep Water Culture
Grundausstattung:
- Netztöpfe (z. B. 10–15 cm Durchmesser)
- Luftsteine
- Luftpumpe mit Schlauch
- Nährstoff-Reservoir (lebensmittelecht, lichtundurchlässig)
- Deckel oder Abdeckung mit Löchern für Netztöpfe
- Substrat (Blähton oder Steinwolle)
- pH-Messgerät + EC-Messgerät
- Growbox oder Raum mit LED-Growlicht
- Thermo-Hygrometer
- Nährstofflösung für Cannabis (z. B. 3-Komponenten-System)
- pH-Down (z. B. Phosphorsäure) + ggf. pH-Up
- Zeitschaltuhr für Licht
- Osmosefilter (optional, bei hartem Leitungswasser)
2. NFT – Nutrient Film Technique
Zusätzliche/abweichende Komponenten zu DWC:
- NFT-Rinnen oder -Kanäle (lebensmittelecht, leicht geneigt)
- Rücklaufbehälter/Reservoir
- Wasserpumpe (kontinuierlich laufend, leise)
- Verteilerrohre mit Tropf- oder Filmverteilung
- Feinmaschige Wurzelgitter oder Wurzelsiebe (verhindern Verstopfung)
- Optional: EC- und pH-Controller für automatisierte Steuerung
3. Ebbe-Flut-System
Spezifisches Equipment:
- Pflanzwanne (Flood Tray) mit Ablauf
- Tisch oder Grow-Tisch mit stabilem Unterbau
- Blähton als Substrat (gut drainierend)
- Nährstoff-Reservoir unter der Wanne
- Tauchpumpe mit programmierbarer Zeitschaltuhr
- Rücklauf- & Überlaufventile
- Steigrohrsystem zur Flutung der Wanne
- Filtersieb (verhindert Schwebstoffe im Kreislauf)
- Rücklaufschlauch ins Reservoir
- Silikonabdichtungen & Schlauchschellen
- pH-/EC-Meter
- Ventilator zur Luftzirkulation unterhalb der Pflanzen
4. Docht-System
Benötigtes Zubehör:
- Reservoir (wasserfest, lebensmittelecht)
- Pflanzgefäß oder Topf mit Substrat (z. B. Kokos, Perlit-Mix)
- 1–2 dicke Dochte (aus Baumwolle oder synthetischem Material)
- Abstandshalter zwischen Pflanztopf und Reservoir
- Growlicht & Abluft (wie bei anderen Systemen)
- Manuelles pH-/EC-Messgerät (ggf. 1x pro Woche)
- Basisdünger für Cannabis
Hinweis: Docht-Systeme sind für Cannabis nicht empfehlenswert – nur sinnvoll für Stecklinge oder sehr kleine Pflanzen in der Anzuchtphase.
5. Aeroponik
Komplexes Spezial-Setup:
- Geschlossene Wurzelkammer (lichtdicht, luftdicht, desinfizierbar)
- Hochdruckpumpe (mind. 60 PSI Druckleistung)
- Mikrodüsen (z. B. 20–50 Mikron Tröpfchengröße)
- Zyklischer Timer (z. B. 1 Sek. Sprühen, 4 Sek. Pause)
- Rücklaufsystem mit Reservoir
- Druckschlauchsystem aus lebensmittelechtem Material
- Netztopfhalterungen mit dichtem Abschluss (gegen Licht und Keime)
- HEPA-Filter für Luftzufuhr (optional, sterile Bedingungen)
- Luftentfeuchter/Klimakontrolle (sehr wichtig)
- UV-Wassersterilisation (optional, zur Keimreduktion)
- Digitaler EC-/pH-Controller mit Alarmfunktion
- Hochwertige LED-Growbeleuchtung + CO₂-Zufuhr (bei Bedarf)
- Reinigungs- und Sterilisationsmittel für die Düsen (z. B. Wasserstoffperoxid)
Zusätzliche Empfehlungen (für alle Systeme)
- Wasserqualität prüfen: Osmoseanlage oder Wasserfilter sinnvoll bei hohem Leitwert
- Datenerfassung: Notizbuch oder App für EC/pH-Tracking und Wachstumsdaten
- Backup-Pumpe oder Notstromversorgung (z. B. Powerbank für Luftpumpen im DWC)
- Messbecher, Spritzen & Kanister zur präzisen Dosierung von Düngern
- Kamera oder Time-Lapse App zur Langzeitbeobachtung (hilft bei Optimierung)
Wo kann ich das Zubehör für Hydroponik kaufen?
Im Moment führen wir im Shop das leider nicht. Aber bei Grow Guru bekommst du DWC Systeme
Bei Green Paradies bekommt ihr auch Hydroponik Zubehör.
Wir sind daran, euch auch bei uns diese Technik anbieten zu können.




