Glaub mir, wenn beim Growen irgendwas unterschätzt wird, dann ist’s das Gießen. Alle reden über Dünger, Licht, Genetik – aber beim Wasser wird oft einfach drauflosgekippt. Und genau da fangen die Probleme an. Deshalb gibt’s hier den ultimativen Guide, wie du deine Cannabispflanzen richtig gießt. Nicht zu viel, nicht zu wenig. Mit der Wiege-Methode, der 2/3-Regel, dem richtigen Wasser, korrektem pH-Wert und allem, was du wissen musst – ob du auf Erde oder Kokos anbaust.

Erstmal Klartext: Cannabis hasst es zu nass
Wenn du regelmäßig zu viel Wasser gibst, hat deine Pflanze ein Problem. Die Wurzeln brauchen Sauerstoff, nicht ein Dauerbad. Ist das Medium ständig nass, kippt das Mikroklima im Topf, es entsteht Wurzelfäule und deine Lady kriegt keine Nährstoffe mehr. Sie wird gelb, hängt schlapp runter, wächst kaum noch – und du denkst: „Mist, ich hab zu wenig gegossen“, also gibst du noch mehr. Und zack, Teufelskreis.
Deshalb: Gieß nur, wenn die Pflanze es wirklich braucht.

Die Wiege-Methode – oldschool, aber Gold wert
Hier kommt eine einfache Methode, mit der du immer weißt, ob gegossen werden muss: die Wiege-Methode.
So geht’s:
- Gieß den Topf komplett durch, bis unten Wasser rausläuft.
- Heb ihn an – das ist dein „voll“-Gewicht.
- Lass ihn jetzt ein paar Tage stehen, bis die Erde trockener wird.
- Heb wieder an – das ist dein „leicht“-Gewicht.
- In Zukunft checkst du einfach: Ist der Topf leicht? Gießen. Ist er noch schwer? Lass ihn stehen.
Je öfter du das machst, desto besser wird dein Gefühl dafür. Und ganz ehrlich: Es funktioniert besser als jeder Feuchtigkeitsmesser.
Die 2/3-Methode – Teil der Wiege-Technik
Wenn du mit der Wiege-Methode arbeitest, hilft dir die 2/3-Regel dabei, den perfekten Gießzeitpunkt zu erwischen.
Heißt konkret:
Du gießt nicht erst, wenn der Topf komplett ausgetrocknet ist, sondern sobald er etwa zwei Drittel seines Gewichts verloren hat. Also: Wenn er noch etwas Restfeuchtigkeit hat, aber deutlich leichter ist als nach dem letzten Gießen.
Das sorgt dafür, dass:
- die Erde nicht komplett austrocknet (was Wurzelstress verursacht),
- aber auch nicht dauerhaft feucht bleibt (was Wurzelfäule fördert).
Gerade bei größeren Töpfen und dichter Erde ist das superpraktisch. Denn oft sieht die Oberfläche trocken aus, obwohl das Substrat innen noch zu feucht ist. Mit der 2/3-Regel bleibst du genau in der goldenen Mitte.
Beispiel: 2/3-Methode mit einem 11-Liter-Topf
Nehmen wir an, du growst in einem 11-Liter-Stofftopf mit Erde.
Schritt 1: Voll gießen und wiegen
Du gießt den Topf komplett durch, bis Drain kommt. Danach wiegst du ihn (oder hebst ihn einfach an, um ein Gefühl zu bekommen). Sagen wir, der Topf wiegt jetzt rund 7,5 kg.
Schritt 2: Trocknungsphase abwarten
Du lässt die Pflanze jetzt einige Tage stehen – je nach Umgebung 3 bis 5 Tage – und beobachtest den Topf. Die Oberfläche wird trocken, aber wichtiger ist: Er fühlt sich deutlich leichter an.
Schritt 3: Gießzeitpunkt bei ca. 2/3 Gewichtsverlust
Wenn du den Topf anhebst und er nur noch rund 2,5 kg wiegt (also ca. 2/3 leichter ist als vorher), ist es Zeit zu gießen.
Wieder auffüllen bis auf ca. 7,5 kg – und der Kreislauf geht von vorn los.
Warum das hilft:
Du gießt nicht zu früh (Erde innen noch feucht) und nicht zu spät (Wurzelzone zu trocken). Die Pflanze bleibt stressfrei, die Wurzeln bekommen genug Luft und es gibt keine Staunässe.

Wie oft soll ich gießen?
Es gibt keine feste Regel. Gieß-Rhythmus hängt ab von:
- Topfgröße
- Medium (Erde oder Kokos)
- Umgebung (Luftfeuchtigkeit, Temperatur)
- Größe und Durst deiner Pflanze
- Ob Vegi oder Blütephase
In der Wachstumsphase kann es reichen, alle 3–5 Tage zu gießen. In der Blütephase, wenn die Pflanzen mehr ziehen, wird’s öfter nötig sein. Aber auch hier gilt: Nicht nach Kalender gießen, sondern nach Gefühl.
Welches Wasser ist gut für Cannabis?
Die Wahl des richtigen Wassers ist für den erfolgreichen Anbau von Cannabispflanzen entscheidend. Verschiedene Wasserquellen haben unterschiedliche Eigenschaften, die das Wachstum und die Gesundheit deiner Pflanzen beeinflussen können. In diesem Beitrag erfährst du, welches Wasser für Cannabis am besten geeignet ist und worauf du dabei achten solltest.
Leitungswasser
Leitungswasser ist in den meisten Haushalten die gängigste Wasserquelle. Es enthält Mineralien wie Kalzium und Magnesium, die für das Pflanzenwachstum wichtig sind. Allerdings kann Leitungswasser auch Chlor, Chloramine oder hohe Konzentrationen an Mineralien (hartes Wasser) enthalten, die das Wachstum negativ beeinflussen können.
Tipps:
- Chlor entfernen: Lasse Leitungswasser vor der Verwendung 24 Stunden stehen, um das Chlor entweichen zu lassen.
- Härtegrad prüfen: In Regionen mit hartem Wasser kann der hohe Mineralgehalt die Nährstoffaufnahme beeinträchtigen. In solchen Fällen kann ein Wasserfilter oder die Verwendung von Regenwasser sinnvoll sein.
Regenwasser
Regenwasser ist eine natürliche und oft ideale Wasserquelle für Pflanzen. Es ist weich, enthält keine schädlichen Chemikalien und hat einen neutralen pH-Wert. Allerdings kann es durch Umweltverschmutzung oder die Art der Sammlung Verunreinigungen aufweisen.
Vorteile:
- Natürlich und kostenlos: Regenwasser ist eine umweltfreundliche und kostengünstige Option.
- Geringer Mineralgehalt: Es enthält weniger Salze und Mineralien, was das Risiko von Salzansammlungen im Substrat verringert.
Hinweis: Stelle sicher, dass das Regenwasser sauber gesammelt wird, um Verunreinigungen zu vermeiden.
Destilliertes Wasser
Destilliertes Wasser ist frei von Mineralien und Verunreinigungen. Es hat einen neutralen pH-Wert und eignet sich gut für empfindliche Pflanzen oder bei Verwendung von mineralischen Düngemitteln.
Nachteile:
- Fehlende Mineralien: Langfristige Verwendung kann zu Mineralstoffmängeln führen, da essentielle Nährstoffe fehlen.
- Anpassung erforderlich: Bei Verwendung von destilliertem Wasser ist es wichtig, die Nährstofflösung entsprechend anzupassen.
Umkehrosmosewasser (RO-Wasser)
RO-Wasser wird durch einen Filterprozess gewonnen, der nahezu alle Mineralien und Verunreinigungen entfernt. Es hat einen neutralen pH-Wert und eignet sich besonders für hydroponische Systeme oder bei Verwendung von spezifischen Nährstofflösungen.
Vorteile:
- Hohe Reinheit: Entfernt effektiv Schadstoffe und überschüssige Mineralien.
- Kontrollierte Nährstoffzufuhr: Ermöglicht eine präzise Steuerung der Nährstoffkonzentration.
Hinweis: Da RO-Wasser nahezu keine Mineralien enthält, ist es wichtig, die Nährstofflösung entsprechend anzupassen.
Wasserqualität überwachen
Unabhängig von der verwendeten Wasserquelle ist es wichtig, regelmäßig die Wasserqualität zu überprüfen. Achte auf folgende Parameter:
- pH-Wert: Für Cannabispflanzen liegt der ideale pH-Wert im Bereich von 6,0 bis 7,0.
- EC-Wert (Elektrische Leitfähigkeit): Gibt die Konzentration gelöster Salze an. Ein zu hoher EC-Wert kann zu Nährstoffstress führen.
- Chlor- und Chloraminwerte: Diese können das Wurzelwachstum hemmen und sollten möglichst niedrig sein.
Fazit
Die Wahl des richtigen Wassers hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich der verfügbaren Wasserquellen, der Anbaumethode und der spezifischen Bedürfnisse deiner Cannabispflanzen. In den meisten Fällen ist Leitungswasser ausreichend, wenn es entsprechend behandelt wird. Regenwasser ist eine hervorragende Alternative, insbesondere wenn es sauber gesammelt wird. Destilliertes oder RO-Wasser kann in speziellen Fällen von Vorteil sein, erfordert jedoch eine sorgfältige Anpassung der Nährstoffversorgung.
Denke daran, die Wasserqualität regelmäßig zu überwachen und bei Bedarf anzupassen, um optimale Wachstumsbedingungen für deine Pflanzen zu gewährleisten.
Wie wichtig ist der pH-Wert beim Gießen?
Sehr wichtig. Selbst wenn du auf Erde growst. Klar, Erde hat eine gewisse Pufferwirkung – aber dauerhaft falscher pH killt trotzdem deine Nährstoffaufnahme.
Warum pH zählt
Cannabis kann nur in einem bestimmten pH-Bereich die Nährstoffe aufnehmen, die im Wasser oder Substrat verfügbar sind. Liegt der pH daneben, entstehen sogenannte Nährstoffsperren – dann fehlen Nährstoffe, obwohl sie eigentlich da sind.
Optimaler pH-Bereich:
- Erde: 6,2 bis 6,8
- Kokos: 5,8 bis 6,2
Wenn du dauerhaft drüber oder drunter liegst, wirst du irgendwann gelbe Blätter, braune Spitzen oder Wachstumsstopper sehen.
Wie misst und korrigiert man den pH?
Ganz einfach:
- Hol dir ein pH-Messgerät oder pH-Testkit (Tropfen oder Papier).
- Miss den pH deines Gießwassers.
- Ist er zu hoch? Mit pH-Down (z. B. Zitronensäure, Phosphorsäure) senken.
- Ist er zu niedrig? Mit pH-Up (z. B. Kaliumhydroxid) anheben.
- Zielbereich anpeilen, ab in den Topf – fertig.
Bei Erde musst du’s nicht auf die Kommastelle genau treffen, aber der Bereich sollte passen. Bei Kokos musst du genauer sein.
Erde vs. Kokos – Gießen ist nicht gleich Gießen
Jetzt wird’s spannend. Je nachdem, auf welchem Medium du growst, musst du unterschiedlich gießen.
Gießen auf Erde
- Speichert Wasser gut, also seltener gießen
- Erde puffert pH etwas ab
- Gieß nur, wenn der Topf leicht ist
- Wichtig: Immer mit Drain gießen – stehendes Wasser rauslassen
- Lass die Erde zwischen den Gießvorgängen fast austrocknen
Fehler: Viele gießen zu oft, obwohl die Erde innen noch feucht ist.
Gießen auf Kokos
- Kokos ist wie Hydro: Speichert kaum Wasser, trocknet schneller
- Muss fast täglich gegossen werden (je nach Topfgröße)
- pH muss exakt stimmen
- Kokos enthält keine Nährstoffe, also immer mit Dünger gießen
- Lieber öfter kleine Mengen geben als selten viel
Fehler: Wer auf Kokos wie auf Erde gießt, produziert sehr schnell Mängel.
Praktische Gieß-Tipps für Grower
- Immer langsam gießen, damit das Substrat gleichmäßig durchfeuchtet wird
- Verwende lauwarmes Wasser, kein eiskaltes Leitungswasser
- Gieß mit Drain – lass ruhig 10–20 % Wasser unten rauslaufen
- Entferne überschüssiges Wasser aus dem Untersetzer
- Nicht über die Blätter gießen, vor allem nicht unter Licht
- In der Blütephase weniger riskieren – Staunässe kann Schimmel bringen
Gießen ist keine Nebensache – es ist der halbe Grow
Wer gut gießt, growt besser. So einfach ist das. Mit der Wiege-Methode hast du eine super einfache Technik, um jederzeit zu wissen, ob deine Pflanzen Durst haben. Mit der 2/3-Regel kannst du den Gießzeitpunkt noch genauer einschätzen. Mit dem richtigen Wasser und einem passenden pH-Wert vermeidest du Nährstoffprobleme. Und wenn du weißt, wie du auf Erde oder Kokos unterschiedlich gießen musst, bist du auf dem besten Weg zu gesunden, starken Pflanzen.
Also: Nicht planlos Wasser drauf. Fühlen. Wiegen. Beobachten. Und immer schön locker bleiben.
Letzte Bearbeitung am Donnerstag, 24. April 2025 – 13:40 Uhr von Andi, Cannabis Experte von Alvar Flame.


